Süddeutsche Zeitung

Dienstag, 23. Oktober 2007

 

Nobles Finale

Ausklang der Residenzwoche mit „Des Kaisers Musikschatz“

Was hätte Adorno zu den Festen der „unwahren“ und „falschen Musik“ gesagt, wie sie die Residenzwoche dem Publikum so glanzvoll beschert hat? Hätte er das konzertante Vergnügen zwischen Dulzian und Violine in den Sonaten von Johann Heinrich Schmelzer oder Philipp Friedrich Buchner ertragen, die Canzonen und Suiten von Bartolomé de Selma y Salaverde und Johann Jakob Froberger, oder sie als die „untergangene Musik“ aus seiner „Philosophie der neuen Musik“ ins Mausoleum verbannt? Im letzten Konzert der Reihe erwies sich jedenfalls die alte Musik, genauso wie im ersten, als lebendige ästhetische Gegenwart, begeistert gefeiert von sachkundigen Zuhörern.

Wer den gut verborgenen Eingang in den Schwarzen Saal der Residenz fand – für viele Besucher ohne jeden Hinweis keineswegs einfach – konnte mit dem Ensemble Chelycus „Des Kaisers Musikschatz“ erkunden. Gemeint war eine musikalische Exkursion zum habsburgischen Kaiserhof, wie sie der Weimarer Musiker Adam Drese beim Regensburger Reichstag von 1653 unternommen hatte. Als rare Funde erwiesen sich die Wechsel zwischen den phantasievollen Toccaten und Suiten Frobergers, das meditative Canzonen-Pathos, die brillante Sonaten-Leidenschaft. Und wie Adrian Rovatkay das gravitätische Idiom seines Dulzians – eines Vorläufers des Fagotts – in den Variationen von Phillipp Friedrich Böddecker zu hochgradiger Presto-Virtuosität erhitzte, war bravourös.

Veronika Skuplik glänzte mit expressiver Violinkunst. Michael Fuerst setzte am mitteltönig gestimmten Cembalo und an der Orgel besondere Akzente, wenn er in der Continuobegleitung sogar in einzelnen Stücken zwischen beiden wechselte: ein nobles Finale der Residenzwoche.

KLAUS P. RICHTER

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