Kleine Zeitung
21.09.2009
Erlesene Schildkrötensuppe
Das Ensemble "Chelycus" regte im Rathaus St. Veit die Fantasien an.
Es begann mit der Werbung von Österreich um die spanische Infantin, der dann bald die Hochzeitsfeierlichkeiten von Leopold und Margarita Teresa folgen sollten. Aber die Reise ging weiter: in die Kirche, in die Unterwelt, in Lustgärten, in Palazzi (...) , wobei auch die Fantasie des Publikums gefordert war.
Wie die aufgeschlagenen Seiten eines gekonnt zusammengestellten, imaginären Märchenbuchs wurde eine Geschichte erzählt mit einer, beeinflusst von der italienischen Oper, passend zusammengestellten Kammermusik aus dem 17. Jahrhundert: Unter dem Motto "Kaiserliche Serenade" erlebte man im Rathaus St. Veit diesmal einen fantasievollen Trigonale-Abend.
"Chelycus" heißt das kreative Ensemble, das uns dazu einlud. Es heißt nicht umsonst Schildkrötenpanzer, sondern spielte auch so wie eine Schildkrötensuppe schmeckt: auserlesen und wunderbar, verboten gut. So vermochten die neun MusikerInnen um die Geigerin Veronika Skuplik mit feinsten, ganz besonderen Klängen und sensiblen Nuancen viel an Atmosphäre zu vermitteln. Gemeinsam mit den vier SängerInnen bescherten sie uns einen außergewöhnlichen Abend, vor allem die mit glasklarem, sehr berührendem Sopran singende Nele Gramss, die zwar als indisponiert angesagt war und von der guten Einspringerin Ulrike Hofbauer unterstützt wurde.
Als nach der Pause dann noch der Bassist ausfiel, wurde dessen Stimme von Instrumenten übernommen. Obwohl in der raffiniert zusammengestellten Collage so viele unterschiedliche Komponisten wie Johann Heinrich Schmelzer, Antonio Cesti, Claudio Monteverdi (und mit Andreas Arend auch ein Zeitgenosse) zu Wort kamen, wirkte sie erstaunlich einheitlich, wobei als Klammer der Sänger Jan Kobow mit geistreich-witzigen Texten aufhorchen ließ.
HELMUT CHRISTIAN
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